Da ist das lang ersehnte Freeletics Update in der Version 4.0, auf das ich persönlich besonders scharf gewesen bin.
Bereits beim Freeletics Ambassador Meet-Up im Freeletics Headquarter im Oktober durfte ich einen Blick auf die Neuerungen werfen, die in den Startlöchern standen. Und ich war wirklich angetan von dem, was sich da ändern sollte. Seit einigen Wochen steht uns Ambassadors die neue Version schon bereit, um im Beta-Test zu testen, wie gut das Update ist und wo es vielleicht noch nicht ganz so rund läuft.
Update? Jau! Aber eins nach dem anderen…
Bereits im August 2015 habe ich im Artikel „Das Dilemma von Freeletics: Die Jagd nach der nächsten PB“ ausführlich beleuchtet, was mir persönlich an dem Trainingssystem hinter Freeletics nicht so gut gefällt. Nämlich dass schlichtweg die Zeit der ausschlaggebende Faktor ist und dadurch jeder -mal mehr, mal weniger- in die Versuchung gerät, es mit der Ausführung nicht ganz so genau zu nehmen, um hier und da einfach ein bisschen Zeit gutzumachen und vielleicht die alte PB zu knacken.
„Ja schon, aber für die saubere Ausführung ist doch jeder selbst verantwortlich und die App weist einen doch voll oft darauf hin, dass die saubere Ausführung im Vordergrund steht!“
Alles richt. Aber es macht nunmal einen Unterschied, ob die Formulierung lautet: „Mach 10 saubere Pushups, ich stoppe die benötigte Zeit!“ oder „Mach 10 saubere Pushups, Du hast alle Zeit der Welt, die saubere Ausführung steht im Vordergrund!“
Was bringt nun das neue Update mit sich?
Mit dem neuen Update (Freeletics 4.0) hält eben dieser Aspekt Einzug unter dem Namen „Interval“ (bzw. Intervalle) – zumindest für alle, die mit dem Coach trainieren.
Bei den Intervallen geht es darum, unterschiedliche Übungen (in mehreren Runden) durchzuführen. Das ist, verglichen mit den bekannten Workouts, erst einmal nichts neues. Wo sich die Intervals aber unterscheiden: Es läuft keine Zeit mit!
Ein feiner Ansatz, um die Ausführungsqualität bewusst in den Vordergrund zu stellen.
Hierbei gibt es verschiedene Intervall Arten, die sich zum Beispiel darin unterscheiden, welche Muskelpartien im Fokus stehen (z.B. ganzer Körper oder Rumpf & Gesäss) und auch ob es sich um Ausdauer- oder Kraft-Intervalle handelt und in welcher Geschwindigkeit die Ausführung erfolgen soll (Stichwort: Time under Tension beim Kraftaufbau).
Und wozu nun diese Intervalle?
Zum einen sollen sie dafür sorgen, sich unter einem anderen Aspekt mit den Übungen auseinander zu setzen und bewusst(er) auf eine saubere Ausführung zu achten. Der Zeitdruck entfällt.
Zum anderen gibt es eine Vielzahl neuer Exercises, mit denen Muskeln ein wenig abgewandelt trainiert werden (schau Dir alleine die verschiedenen Pushup-Varianten an, die dazugekommen sind. Auch wird beim Fokus auf Kraft die Ausführungsgeschwindigkeit angepasst, denn 10 Pushups in Zeitlupe bringen Dir für den Muskelaufbau mehr als 10 Pushups in maximaler Geschwindigkeit.
Und noch was: Es werden ab sofoart auch Muskelpartien angesprochen, die bislang eher stiefmütterlich behandelt wurden, zum Beispiel:
Übungen für den unteren Rücken
Da freue ich mich persönlich sehr drüber, denn mein Rücken hat in der Vergangenheit immer wieder mal Ärger gemacht (abseits von Freeletics Workouts) und ich hab mich schon so oft gefragt, warum es denn keine Übungen gibt (gab), mit denen man gezielt den unteren Rücken trainiert.
Mit Freeletics 4.0 sind zahlreiche Übungen für den unteren Rücken dazu gekommen, wie zum Beispiel Planks, Supermens in verschiedenen Varianten, Heel Raises oder auch Arm & Leg Lifts.
Progression, Baby!
Du kannst strict Pullups? Glückwunsch! Du kannst 10 am Stück oder gar 15? Spitze! Aber kannst Du deshalb automatisch einen Muscle-Up? Eher unwahrscheinlich.
Und das ist ein weiterer Punkt, der nun verbessert wird. Durch die Vielzahl der neuen Übungen in den Exercises, kann auf neue Skills (wie z.B. den Muscle-Up) ganz anders drauf hin trainiert werden. Es gibt verschiedene Pullup-Varianten, Übungen für Schnellkraft (Clapping Pushups), für Kraft (Straigt Bar Dips) und wenn man all dies kombiniert und fleissig übt, dann schliesst sich irgendwann der Kreis und man beherrscht die Elemente, die man für einen Muscle-Up braucht.
Gleiches gilt für Pistol Squats oder auch den Pullup selbst, für die es ne Menge neuer Exercises gibt, sodass man Schritt für Schritt an diese neuen Skills herangeführt wird.
Mehr Infos von offizieller Seite zu Freeletics 4.0
Auch im Freeletics Blog gibt es eine Menge Infos zu Freeletics 4.0, sowie eine extra Seite mit Infos zu den Intervals. Und noch ’ne Sache, auf die ich stolz bin: Ich durfte für den neuen Clip nach München reisen, um am Videodreh teilzunehmen. Das war neben ’nem Haufen Arbeit vor allem auch eine Menge Spass mit den Jungs und Mädels von Freeletics und den Kollegen aus dem Ambassador Team!
Mein Fazit
Ich bin mir schon jetzt 110%ig sicher, dass dieses Update die Community (wie so ziemlich jedes grössere Update) polarisieren wird. Manche wünschen sich genau diese Neuerungen, manche wollen es lieber hart am Limit und haben sich neue und längere Workouts herbeigesehnt. Die letztere Gruppe wird vermutlich ein wenig enttäuscht sein.
Für mich ist dieses Update ein ganz, ganz grosser Schritt in die richtige Richtung und schliesst in vielen Bereichen die Lücken, die ich immer als berechtigte Kritikpunkte angesehen habe. Ich hatte die Möglichkeit mit den Entwicklern und Coaches bei Freeletics zu sprechen und kann nur nochmal sagen, dass die Jungs und Mädels echt Hirnschmalz investiert haben, um das umzusetzen, was sich ein Grossteil der Community schon lange gewünscht hat.
Von mir gibt es für die Version 4.0 ganz klar einen Daumen nach oben!
Wie ist Deine Meinung zum Update? Konntest Du es schon testen oder was sind Deine Gedanken, zu den Infos aus diesem Post? Lass mir doch einen Kommentar da, denn wie die Male zuvor auch schon: Ich lese jeden Kommentar und nehme Kritik und Anregungen gerne mit ins FL HQ. Denn wir sind die Community und wir können Einfluss auf die App und Inhalte nehmen. Also Action!
Rock on,
Dein Fettwech
Danke für deinen Artikel, ich bin schon sehr gespannt und vor allem positiv überrascht. Ich hatte mich erst vor einem Monat bei freeletics „beschwert“, dass nichts Neues mehr kommt. Die jetzigen Infos hören sich schon mal super an. Wenn ich einige pb`s und auch Ausführungen gesehen hab, war das endlich nötig. Da wurde so viel „beschissen“ und leider auch falsch ausgeführt. Nun scheinen sich Leistung und Vernunft zu paaren. Eine spannende Kombi. Mal sehen wie meine neue Coach Woche aussieht. Aber erstmal werden noch die letzten „alten“ zwei Tage ordentlich abgearbeitet :)
Viele Grüße
JR
Hey Michael,
ich denke folgendes über das Update.
Pro:
1. Wie du schon schreibst, endlich (mehr) Rückenübungen, das war früher stark vernachlässigt.
2. Vor allem die Anfänger werden nun hoffentlich wieder etwas mehr auf die Form achten anstatt utopische Workoutzeiten mit sloppy form anzustreben. Das wiederum wird ggf. die Anzahl an Verletzungen vermindern und zu mehr Erfolgen führen.
Contra:
1. Bei den neuen Übungen sind bis auf die Archer Pullups keine Übungen für fortgeschrittene Athleten dabei. Wer den Muscle Up beherrscht, wird weiterhin kein in Freeletics inkludiertes Langzeitziel haben. Dieses hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass zahlreiche fortgeschrittene und eigentlich prestigeträchtige Athleten Fl. den Rücken zugekehrt haben, da krafttechnisch gesehen, höhere Wiederholungszahlen einfach kein Steigerungspotential darstellen.
2. Die Übungen lassen sich bisher nicht einzeln anklicken und ausführen, so widerspricht sich Fl. de facto selbst, denn auf der einen Seite wird sternwürdige Ausführung und ein transparentes tag-orientiertes Trainingssystem gefordert, auf der anderen Seite gibt es keine Möglichkeiten diese neuen Übungen im Voraus transparent zu üben.
3. Gerade die Personen, die fast jede Übung sternwürdig beherrschen, bekommen durch die neuen „Intervalle“ ein ganz normales, einfaches Training vorgesetzt, dass auch noch des Zeitfaktors als Wettbewerbskomponente und Intensitätsteigerung der leichten Übungen, beraubt ist.
4. Von meiner Warte sieht es im Moment so aus, als würde das neue Update nur von einem relativ neuen Betriebssystem unterstützt werden. Das würde dazu führen, dass einige Leute sozusagen gezwungenermaßen mit der alten Version vorlieb nehmen oder abspringen müssten.
Zusammenfassung
Auf den Punkt gebracht verliert Freeletics nicht die Casuals, die neu dazukommen. Sie bekommen ein ausgewogenes, forderndes und funktionierendes Workout-Programm vorgesetzt. Wer enttäuscht zurückbleibt sind die (oft hochleveligen, followerstarken und damit ausstrahlungs- und meinungsstarken) Athleten, die lange dran geblieben sind und ihren Fokus auf Kraft haben. Diese können keinerlei neue Akzente setzen, weder in Form von neuen Workouts, noch in Form von schwereren Übungen.
Verbesserungsvorschläge:
1. Zu den Skills sollten Bodyweightübungen für Fortgeschrittene und Profis addiert werden, die ja zahlreich vorhanden sind. Da wären zum Beispiel statische Übungen wie Front-, Backlever, Human Flag, Handstand hold, Planche (-progressions), L-sit, one-handed hold oder dynamische in Form von einhändigen chin- und pull ups, back clap push- und pullups, behind the head pull ups, triceps extensions, chin-up muscle ups, tucked planche pushups um nur einige wenige zu nennen. Die Addition dieser Übungen würde nicht nur langfristige Bindung an Freeletics für fortgeschrittene Athleten in Form von Fernzielen zur Folge haben, sondern im Feed auch eine enorme Strahlkraft für Freeletics entfalten (man denke an Werbevideos mit Human Flag etc.).
2. Diese oben genannten Übungen könnten dann in der eingeführten Intervallform erfolgen, also den Fokus nicht auf die Zeit, sondern auf die Ausführung und damit die reine Kraft legen. Hierdurch würde sich Freeletics dem gesamten Calisthenics-Feld öffnen und somit nicht nur fortgeschrittene Alt-Athleten halten, sondern sich für einen enormen, potentiellen Neukundenstamm öffnen.
Ich selbst trainiere aus oben genannten Gründen nicht mehr mit dem Freeletics-Coach, aber da ich zahlreiche (Rl-) Freunde geworben habe und Freeletics sehr viel zu verdanken habe, dachte ich, ich schulde außer Nörgeln auch noch konstruktive Kritik ;)
Mit freundlichen Grüßen
Kai
Hallo Kai,
ich hätte es nicht schöner formulieren können.
Ich bin nämlich so einer der Athleten, die sich seit über 2 Jahren mit den Göttern, rauf und runter, auseinandergesetzt haben.
Da freut man sich auf das Update und wird ja quasi maßlos enttäuscht.
Schönen neue Übungen wie ich finde, aber was nützt es mir wenn ich es nicht individuell einsetzen kann wie ICH es gern hätte.
Ich fühle mich, mit diesen Coach Vorgaben, sportlich quasi entmündigt.
Daher gibt es für mich auch keine Coach Erneuerung bis man bei Freeletics merkt, dass sich erfahrene Athleten selbst was basteln können -Grüße von Madbarz ;-)
Freeletics ist mittlerweile zum Mainstream mutiert und mir zu kommerziell geworden.
Wie du es richtig analysiert hast, bleiben erfahrene Athleten mit dem 4.0 Update voll auf der Strecke.
Ich brauche keinen Motivator. Ich mach seit 44 Jahren Sport, seit ich 6 Jahre alt bin.
Für Anfänger die noch einen helfende Hand in Trainingsplanung/Ablauf und Motivation brauchen ist Freeletics absolut zu empfehlen.
Für den erfahrenen Athleten ist es auch noch gut, aber mit dem Update und dem Zwang den Coach zu abonnieren um dann festzustellen, dass man ohne Coach die neuen Excercises gar nicht machen kann-ein voll Schuß in`s Leere. Quasi, Death in friendly Fire :-(
Leider hat sich Freeletics bei mir damit komplett rausgeschossen.
Das personalisierte Training (wenn es überhaupt von einem imaginären „Coach“ in einer App so genannt werden darf) ist mit dem Update 4.0 noch mehr als fragwürdig anzusehen und von Individualität brauchen wir gar nicht zu sprechen.
Trotzdem Danke für deinen Bericht
Liebe Grüße aus Schleswig Holstein
Michael
Sehr schöner, differenzierter Kommentar! Danke dafür, Kai.
Vorweg, ich freue mich (noch) auf meine Coachwoche und die neuen Intervalle, weil ich genau wie Michael die Jagd nach der nächsten PB so manches Mal nicht mehr nachvollziehen konnte. Ich sehe das ähnlich, dass hier vieles in Sachen Form auf der Strecke blieb. Auch waren für einen Schichtdienstler mit einer 48h-Arbeitswoche wie mich die langen Workouts mit hoher Wiederholungszahl oft ein Grauschönes und vom Zeitmanagement schwer zu gestalten. Ich habe heute z.b. noch zwischen zwei Nachtschichten Helios plus Exercises auf dem Zettel. Plus Haushalt. Noch Fragen dazu? Von daher sehe ich als „Casual an der Schwelle zum ambitionierten Hobbyathleten“ viele neue Möglichkeiten und FL4.0 mit Spannung entgegen. Aber du hast natürlich ganz Recht mit deiner Kritik! Die Einbindung neuer Skills wäre ein großer Fortschritt und ein Mittel -ich formuliere es bewusst und überspitzt provokativ – auch die ganzen Poser zu binden. ;-) Allerdings meine ich gehört zu haben, es stünden insgesamt 120 neue Exercises in den Startlöchern, von denen jetzt erst 40 an den Start gehen. Wenn das stimmt, passiert da sicher noch was. Was ich mir aber auch auf jeden Fall wünschen würde, wäre die freie Anwählbarkeit aller Übungen. Das muss einfach kommen, damit ich meine #coffepushups endlich korrekt loggen kann! :-Die
Gruß,
Christian
FL: Christian Kønig
Insta: kuningas_rd
Ohauerha! Zweimal drübergelesen und immer noch Autokorrektur-Blödsinn drin. Wer ihn findet, darf das Zeug behalten… :)
Wer lange bei FL dabei ist (ich seit jetzt 4 Jahren), schüttelt nur ungläubig den Kopf. Da wartet man jahrelang auf eine Evolution des Konzepts, stattdessen werden halbfertige andere Apps gelaunched und dann versteht es FL tatsächlich das Ganz so zu versemmeln. Mittlerweile kann man ja die neuen Exercises einzeln trainieren – ein Fortschritt. Aber diese sind ausnahmslos in keinem kombiniertem Workout verbaut, man kann sich auch keines zusammenstellen, sondern entweder einzeln oder hoffen, dass der „Coach“ mal was zuteilt. Und DAS WAS der Coach zuteilt, ist schlicht und ergreifend lächerlich.
Als Athlet, der Muscleups beherrscht, One Hand Pushups, Strict HS Pushups usw bekommt man dann 1/5 Athena Endurance und dazu noch 10 HS Pushups an einem Tag?! Das ist nichtmal ein Warmup. Ich sehe ja ein, dass man gerade die Einsteiger besser bedienen will, aber leider hat man die fortgeschrittenen Athleten total aus den Augen verloren.